Verschleißt der Knorpel eines Gelenks, spricht man von Arthrose. Ist das obere Sprunggelenk davon betroffen, fallen Treppensteigen und Hocken schwer. Oft wird die Sprunggelenks-Arthrose mit Alterungsprozessen in Verbindung gebracht – aber die Ursachen liegen meist woanders, weiß Dr. Reneé Andrea Fuhrmann vom RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt.
„Arthrose im oberen Sprunggelenk ist relativ häufig, weltweit ist etwa ein Prozent der Menschen betroffen“, erläutert die Privatdozentin, die am Campus Bad Neustadt die Klinik für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie leitet. „Wir betreuen am Campus rund 1800 Patienten im Jahr ambulant und leisten zusätzlich zu den ambulanten Operationen mehr als 600 stationäre chirurgische Eingriffe.“
Wenn die Beweglichkeit nachlässt
Typische Anzeichen der Sprunggelenkarthrose sind Schmerzen, die allmählich über Monate entstehen. Sie treten oft beim Treppensteigen, beim Gehen auf unebenem Untergrund und in der Hocke auf, weil das Sprunggelenk dabei besonders gefordert wird. Sind die ersten Schritte nach einer längeren Ruhephase sehr schmerzhaft, kann das ebenfalls auf eine Arthrose des oberen Sprunggelenks hindeuten.
In deren weiterem Verlauf geht die Beweglichkeit des Gelenks zurück, Steifigkeitsgefühle treten auf. „Wenn sich solche Beschwerden nicht innerhalb von sechs Wochen von alleine deutlich bessern, ist es sinnvoll, beim Hausarzt oder bei einem Facharzt vorstellig zu werden“, rät die Spezialistin.
Bänderverletzung als häufige Ursache
Arthrose gilt oft als typische Alterungserscheinung. „Das ist bei der Arthrose im oberen Sprunggelenk aber nicht der Fall“, unterstreicht Dr. Fuhrmann. „In den allermeisten Fällen liegt ein früheres Trauma zugrunde wie ein Unfall oder eine Sportverletzung.“ Das Tückische daran: Meist sind es keine schwerwiegenden Verletzungen wie ein Knöchelbruch. Es reicht schon eine Bänderverletzung, wie sie bei beliebten Sportarten wie Fußball, Handball oder Tennis gang und gäbe ist.
„Oft bagatellisierte Verletzungen der Bänder, zum Beispiel durch Umknicken beim Sport, sollten unbedingt ernst genommen werden“, appelliert die Medizinerin. „Die Bänder müssen die Chance auf ordentliche Heilung haben – was bis zu sechs Wochen dauern kann. Andernfalls können Instabilitäten und weiteres Umknicken dem Knorpel stark zusetzen.
PD Dr. med. Renée Andrea Fuhrmann
Angemessene Therapieoptionen
Eine Arthrose im oberen Sprunggelenk wird meist durch den Krankheitsverlauf, eine klinische Untersuchung und bildgebende Verfahren diagnostiziert. Im Anschluss wird die für den jeweiligen Patienten geeignete Therapie ermittelt. „Das Wichtigste ist, auf die körperlichen Bedürfnisse und Ansprüche der Patienten einzugehen“, unterstreicht die Ärztin. „So unterscheiden sich die Behandlungsziele eines jüngeren hochaktiven Sportlers von denen eines älteren Golfspielers.“
Zunächst stehen dabei konservative Methoden im Vordergrund, wie angepasste Schuhe mit stabiler Fersenfassung oder abgerundeter Sohle, die das Sprunggelenk entlasten. Vielen Patienten kann damit gut geholfen werden. Allerdings: Der Arthroseschmerz kann von außen zwar gelindert, die Arthrose selbst aber nicht beeinflusst werden.
Weitere Behandlungsformen beinhalten Injektionen mit cortisonhaltigen Präparaten, Hyaluronsäure oder Eigenblut in das betroffene Gelenk. Nuklearmediziner können leicht radioaktive Substanzen verabreichen, die die entzündete Gelenkschleimhaut von innen heraus lokal bestrahlt.
Mythos Fingerknacken
Sollte dadurch keine dauerhafte Besserung eintreten, können gelenkerhaltende operative Eingriffe helfen wie zum Beispiel die Achsenkorrektur des Unterschenkels, die eine einseitige Abnutzung von Gelenkflächen verhindert, oder Bandplastiken, die das Gelenk stabilisieren.
Auch eine chirurgische Anbohrung der Gelenkknochen und Knorpel kann helfen: „Das Blut, das dabei austritt, enthält Stammzellen, die im Gelenk neues Knorpelgewebe bilden können“, so die Ärztin. „Neuartige Membranen, die in das Gelenk eingebracht werden, binden die Stammzellen an Ort und Stelle und erleichtern die Neubildung von Knorpel.“ Im Endstadium der Arthrose ist die Versteifung des Gelenks oder der Einbau einer Prothese möglich.
Zu einem dauerhaften Therapieerfolg können die Patienten auch selbst gut beitragen. „Wir raten zu einer Gewichtskontrolle, angepasstem Schuhwerk und einem gezielten Training der Muskelreflexe. In Kombination mit unseren Behandlungsmethoden kann das den Betroffenen oft ein relativ beschwerdearmes Leben ermöglichen.“ Mit einem weiteren Mythos im Hinblick auf Arthrose räumt Dr. Andrea Fuhrmann dann auch noch auf: „Menschen, die häufig mit Gelenken knacken, haben kein erhöhtes Arthroserisiko!“
KONTAKT
Klinik für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie
Chefärztin PD Dr. med. Renée Andrea Fuhrmann
Tel. 09771 66 23650
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