ES IST WICHTIG, EIN
Netz zu knüpfen
Seit zehn Jahren stehen auf der Palliativstation Bad Neustadt acht Betten für die Symptomlinderung schwerer Erkrankungen zur Verfügung. Wer hierher kommt, hat nur noch eine begrenzte Lebenserwartung. Aber ein Team, das ihn auffängt.
Der Blick schweift weit. Über die sanften Hügel der Rhön, über Bäume im Herbstkleid und kleine Dörfer hinweg. „Der Blick über die Heimat, zum Kreuzberg, vielleicht sogar bis hin zum eigenen Dorf, das bedeutet den Patienten viel“, weiß Dr. Ute Hiby, Oberärztin der Palliativstation, ganz oben im sechsten Stock des Campus Bad Neustadt. Symptome lindern „Wir als Palliativteam sind dazu da, die körperlich, seelisch oder spirituell belastenden Symptome einer schweren Erkrankung wie zum Beispiel Schmerzen, Übelkeit oder Atemnot zu lindern.“ Atemnot, so Dr. Hiby, kann nämlich ganz verschiedene Ursachen haben: Metastasen (Tochtergeschwülste des ursprünglichen Tumors), Angst oder Einsamkeit. „Daher haben wir ein Team aus verschiedenen Palliativexperten, zum Beispiel Atem-, Musik-, Aroma- und Physiotherapeuten, Pflegekräfte, Ärzte und Seelsorger, damit wir jedem die notwendige Unterstützung anbieten können.“ Auch Mitarbeiter des Hospizvereins besuchen die Patienten auf ehrenamtlicher Basis. Das Team der Palliativstation kümmert sich aber nicht nur um die Patienten, sondern auch deren Angehörige. „Wenn es der Familie nicht gut geht, dann geht es auch dem Patienten nicht gut und umgekehrt“, erklärt die Ärztin.
Brückenschwester unterstützt Die Verweildauer auf Station ist ganz unterschiedlich und hängt von der Beschwerdelast der Patienten ab. Manche Patienten werden im Verlauf ihrer Erkrankung auch mehrfach auf der Station betreut. Wer nach Hause zurück kann bzw. möchte, dem steht die sogenannte Brückenschwester zur Seite. Sie kümmert sich um die Weiterversorgung wie zum Beispiel durch Sozialstation, Hausarzt, Hospizverein und eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung. „Es ist wichtig, ein Netz zu knüpfen, da Familien, die weiter arbeiten müssen oder Partner, die selbst hoch betagt sind, an ihre Grenzen stoßen. Sowohl körperlich, seelisch aber auch existenziell“, sagt Dr. Hiby.
„Fast 3.000 Patienten wurden seit der Eröffnung 2010 behandelt.“
Dr. Ute Hiby
Eigene Lebenszeit Einmal im Monat hält das Palliativteam für sich selbst eine Supervision. Das Gespräch unter der fachlichen Anleitung einer Psychotherapeutin hilft den Experten, ihren nicht immer leichten Alltag selbst gut zu verarbeiten. Dr. Hiby: „Wir unterstützen uns über Berufsgrenzen hinweg gegenseitig. Das ist hier schon etwas Besonderes.“ Was sie glücklich macht? „Wenn wir die Symptome lindern und den Familien beistehen können.“
Das Team lernt von seinen Patienten auch den achtsamen Umgang mit der eigenen Lebenszeit: „Wir alle sollten das Leben bewusst genießen: die Sonne auf dem Heimweg, die Blume am Rand des Weges, das Zusammensein mit Familie und Freunden.“ Und vielleicht öfter mal über die sanften Hügel der Rhön streifen.
COVID-19-BESUCHSREGELN Enge Familienangehörige dürfen die Patienten unter Einhaltung der allgemeinen Hygieneregeln (Registrierung, Maske) besuchen und in den Einzelzimmern auch über Nacht dabeibleiben.
FÖRDERVEREIN PALLIATIVMEDIZIN Die Arbeit der Palliativstation wurde von Anfang an unterstützt durch den Förderverein Palliativmedizin, der bereits im Dezember 2009 gegründet wurde. Gefördert werden für die Station besondere Einrichtungsgegenstände, die Arbeit der Therapeuten, Fortbildungen der Mitarbeiter, aber auch die ambulante palliativmedizinische Versorgung.
SPENDENKONTO Sparkasse Bad Neustadt IBAN: DE77 7935 3090 0011 0049 26 BIC: BYLADEM1NES
VR Bank Rhön-Grabfeld IBAN: DE08 7906 9165 0000 8792 74 BIC: GENODEF1NDT