MINI-EKG

am Handgelenk

Immer mehr Menschen nutzen die EKG-Funktion einer Smartwatch. Professor Dr. Thomas Deneke findet das sehr sinnvoll und sagt elektronischen Armbanduhren & Co. in der Kardiologie eine große Zukunft voraus.

Herzstolpern oder Herzrasen, Kurzatmigkeit, Schwäche, Unruhe: So kann sich Vorhofflimmern anfühlen. Dieter Pfeifer kennt diesen Zustand gut: „Vor 12 Jahren hatte ich zum ersten Mal Vorhofflimmern“, erinnert sich der 71-Jährige. Bis heute ist er es nie ganz losgeworden. Doch dank mehrerer Kathetereingriffe, bei denen gezielt Herzmuskelgewebe verödet wurde, treten die Episoden nur noch selten auf, sodass er gut damit zurechtkommt. Weil das Schlaganfallrisiko bei dieser häufigen Herz-Rhythmus-Störung erhöht ist, nimmt er Blutverdünner. Und er weiß auch: Sollten die Episoden wieder häufiger werden, könnte eine erneute Katheterbehandlung anstehen.

Für ihn ist es deshalb wichtig zu wissen, wie oft und wie lange er Vorhofflimmer-Episoden hat. „Ich bin sehr sensibel und merke das meistens“, so Pfeifer. Sicher könne man sich da aber nicht sein, wie Prof. Thomas Deneke, Chefarzt der Klinik für Kardiologie II am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt, erläutert: „Man weiß, dass Vorhofflimmern in 30 Prozent der Fälle nicht bemerkt wird.“ Dieter Pfeifer benutzt daher die EKG-Funktion einer Smartwatch. Die Uhr, die letztlich nichts anderes als ein Mini-Computer ist, hat er letztes Jahr von seiner Frau zu Weihnachten bekommen. Als Technik-Fan war er gleich begeistert und nutzt sie seitdem für alles Mögliche – sei es zum Telefonieren oder als Fitness-Tracker. Und eben auch, wenn er einen unregelmäßigen Herzschlag spürt. Wichtige, hochauflösende Zusatzinformationen Innerhalb von 30 Sekunden kann er mit der Smartwatch dann ein sogenanntes 1-Kanal-EKG schreiben. Dafür muss er nur einen Finger an die digitale Krone der Uhr legen und die Messung starten. Das Ergebnis ist zwar nicht mit einem normalen EKG beim Arzt vergleichbar: „Eine Herzinfarkt-Diagnostik zum Beispiel kann man mit der Smartwatch nicht durchführen. Aber man kann Extraschläge, Vorhofflimmern und andere Herz-Rhythmus-Störungen erkennen“, so Prof. Deneke.

Er ist der Meinung: Gerade im Fall des Vorhofflimmerns kann eine Smartwatch, die der Patient immer bei sich trägt, als Ergänzung sehr sinnvoll sein: „Er kann damit gezielt und ohne zeitlichen Verzug ein EKG aufzeichnen, wenn er die Beschwerden wahrnimmt.“ Denn gerade im Anfangsstadium der Erkrankung treten die Episoden oft nur selten und für kurze Zeit auf. Liegt der Patient beim Arzt auf der EKG-Liege, ist der Herzschlag oft schon wieder normal. Und auch mit einem Langzeit-EKG hat man nicht immer Glück. In solchen Fällen, aber auch bei bekanntem Vorhofflimmern, kann das Mini-EKG dem Arzt wichtige Zusatzinformationen liefern.


Eine Herzinfarkt-Diagnostik zum Beispiel kann man mit der Smartwatch nicht durchführen. Aber man kann Extraschläge, Vorhofflimmern und andere Herz-Rhythmus-Störungen erkennen.“

Professor Dr. Thomas Deneke, Chefarzt Kardiologie

Nicht auf eigene Faust anwenden Mit Hilfe eines Algorithmus gibt die Uhr sogar eine erste Einschätzung ab, ob Vorhofflimmern vorliegt oder nicht. Das sollte man sich aber immer von einem Arzt bestätigen lassen. Dieter Pfeifer schickt den EKG-Streifen im PDF-Format deshalb einfach per Mail an seinen Hausarzt oder Kardiologen. Leider seien dafür nicht alle Ärzte aufgeschlossen, so seine Erfahrung. Das kann auch Prof. Deneke bestätigen, der selbst gerne mit der Smartwatch arbeitet und sie gezielt in der Nachsorge einsetzt: „Die Akzeptanz bei den Kollegen ist sehr unterschiedlich. Dabei ist die EKG-Funktion ein hochauflösendes diagnostisches Instrument, das in der Kardiologie sehr hilfreich sein kann.“ Auf keinen Fall sollte man die Uhr jedoch auf eigene Faust nutzen. Eine Rücksprache mit einem Arzt ist immer notwendig, warnt Prof. Deneke. Das EKG an einen beliebigen Arzt zu schicken, ist ebenfalls nicht möglich. Voraussetzung ist immer, dass man bei dem Arzt bereits Patient ist.

Smartwatch auf Rezept? Manche Krankenkassen geben zwar einen gewissen Zuschuss zu Fitnesstrackern, Smartwatches und Co. Doch auch wenn es vielleicht wünschenswert wäre: Dass die Smartwatch eines Tages Kassenleistung wird, glaubt Prof. Deneke nicht. „Aber ich bin überzeugt, dass es in den nächsten Jahren auf diesem Gebiet dramatische Weiterentwicklungen geben wird. Und ich halte es für einen Fehler, sich als Arzt nicht darauf einzulassen.“

FÜR WEN IST DIE EKG-FUNKTION EINER SMARTWATCH SINNVOLL?

Prof. Thomas Deneke: „Ich empfehle sie Patienten, die immer wieder Beschwerden haben, bei denen aber bisher im EKG keine Rhythmusstörung festgestellt werden konnte. Auch bei Patienten mit bekanntem Vorhofflimmern kann sie zur Verlaufsbeurteilung sinnvoll sein. Noch unklar ist, ob man sie auch zum Screening einsetzen sollte, wenn keine für Vorhofflimmern typischen Symptome vorhanden sind. Das wird derzeit evaluiert.“

KONTAKT

Sekretariat der Klinik für Kardiologie II Rhythmologie und interventionelle Elektrophysiologie am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt Chefarzt Prof. Dr. med. Thomas Deneke Tel. 09771 66 23250 Nachricht senden

Mini-EKG

am Handgelenk

Immer mehr Menschen nutzen die EKG-Funktion einer Smartwatch. Professor Dr. Thomas Deneke findet das sehr sinnvoll und sagt elektronischen Armbanduhren & Co. in der Kardiologie eine große Zukunft voraus.

Herzstolpern oder Herzrasen, Kurzatmigkeit, Schwäche, Unruhe: So kann sich Vorhofflimmern anfühlen. Dieter Pfeifer kennt diesen Zustand gut: „Vor 12 Jahren hatte ich zum ersten Mal Vorhofflimmern“, erinnert sich der 71-Jährige. Bis heute ist er es nie ganz losgeworden. Doch dank mehrerer Kathetereingriffe, bei denen gezielt Herzmuskelgewebe verödet wurde, treten die Episoden nur noch selten auf, sodass er gut damit zurechtkommt. Weil das Schlaganfallrisiko bei dieser häufigen Herz-Rhythmus-Störung erhöht ist, nimmt er Blutverdünner. Und er weiß auch: Sollten die Episoden wieder häufiger werden, könnte eine erneute Katheterbehandlung anstehen. Für ihn ist es deshalb wichtig zu wissen, wie oft und wie lange er Vorhofflimmer-Episoden hat. „Ich bin sehr sensibel und merke das meistens“, so Pfeifer. Sicher könne man sich da aber nicht sein, wie Prof. Thomas Deneke, Chefarzt der Klinik für Kardiologie II am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt, erläutert: „Man weiß, dass Vorhofflimmern in 30 Prozent der Fälle nicht bemerkt wird.“ Dieter Pfeifer benutzt daher die EKG-Funktion einer Smartwatch. Die Uhr, die letztlich nichts anderes als ein Mini-Computer ist, hat er letztes Jahr von seiner Frau zu Weihnachten bekommen. Als Technik-Fan war er gleich begeistert und nutzt sie seitdem für alles Mögliche – sei es zum Telefonieren oder als Fitness-Tracker. Und eben auch, wenn er einen unregelmäßigen Herzschlag spürt. Wichtige, hochauflösende Zusatzinformationen Innerhalb von 30 Sekunden kann er mit der Smartwatch dann ein sogenanntes 1-Kanal-EKG schreiben. Dafür muss er nur einen Finger an die digitale Krone der Uhr legen und die Messung starten. Das Ergebnis ist zwar nicht mit einem normalen EKG beim Arzt vergleichbar: „Eine Herzinfarkt-Diagnostik zum Beispiel kann man mit der Smartwatch nicht durchführen. Aber man kann Extraschläge, Vorhofflimmern und andere Herz-Rhythmus-Störungen erkennen“, so Prof. Deneke. Er ist der Meinung: Gerade im Fall des Vorhofflimmerns kann eine Smartwatch, die der Patient immer bei sich trägt, als Ergänzung sehr sinnvoll sein: „Er kann damit gezielt und ohne zeitlichen Verzug ein EKG aufzeichnen, wenn er die Beschwerden wahrnimmt.“ Denn gerade im Anfangsstadium der Erkrankung treten die Episoden oft nur selten und für kurze Zeit auf. Liegt der Patient beim Arzt auf der EKG-Liege, ist der Herzschlag oft schon wieder normal. Und auch mit einem Langzeit-EKG hat man nicht immer Glück. In solchen Fällen, aber auch bei bekanntem Vorhofflimmern, kann das Mini-EKG dem Arzt wichtige Zusatzinformationen liefern.


„Eine Herzinfarkt-Diagnostik zum Beispiel kann man mit der Smartwatch nicht durchführen. Aber man kann Extraschläge, Vorhofflimmern und andere Herz-Rhythmus-Störungen erkennen.“

Professor Dr. Thomas Deneke, Chefarzt Kardiologie

Nicht auf eigene Faust anwenden Mit Hilfe eines Algorithmus gibt die Uhr sogar eine erste Einschätzung ab, ob Vorhofflimmern vorliegt oder nicht. Das sollte man sich aber immer von einem Arzt bestätigen lassen. Dieter Pfeifer schickt den EKG-Streifen im PDF-Format deshalb einfach per Mail an seinen Hausarzt oder Kardiologen. Leider seien dafür nicht alle Ärzte aufgeschlossen, so seine Erfahrung. Das kann auch Prof. Deneke bestätigen, der selbst gerne mit dem Smartwatch arbeitet und es gezielt in der Nachsorge einsetzt: „Die Akzeptanz bei den Kollegen ist sehr unterschiedlich. Dabei ist die EKG-Funktion ein hochauflösendes diagnostisches Instrument, das in der Kardiologie sehr hilfreich sein kann.“ Auf keinen Fall sollte man die Uhr jedoch auf eigene Faust nutzen. Eine Rücksprache mit einem Arzt ist immer notwendig, warnt Prof. Deneke. Das EKG an einen beliebigen Arzt zu schicken, ist ebenfalls nicht möglich. Voraussetzung ist immer, dass man bei dem Arzt bereits Patient ist. Smartwatch auf Rezept? Manche Krankenkassen geben zwar einen gewissen Zuschuss zu Fitnesstrackern, Smartwatches und Co. Doch auch wenn es vielleicht wünschenswert wäre: Dass die Smartwatch eines Tages Kassenleistung wird, glaubt Prof. Deneke nicht. „Aber ich bin überzeugt, dass es in den nächsten Jahren auf diesem Gebiet dramatische Weiterentwicklungen geben wird. Und ich halte es für einen Fehler, sich als Arzt nicht darauf einzulassen.“

FÜR WEN IST DIE EKG-FUNKTION EINER SMARTWATCH SINNVOLL? Prof. Thomas Deneke: „Ich empfehle sie Patienten, die immer wieder Beschwerden haben, bei denen aber bisher im EKG keine Rhythmusstörung festgestellt werden konnte. Auch bei Patienten mit bekanntem Vorhofflimmern kann sie zur Verlaufsbeurteilung sinnvoll sein. Noch unklar ist, ob man sie auch zum Screening einsetzen sollte, wenn keine für Vorhofflimmern typischen Symptome vorhanden sind. Das wird derzeit evaluiert.“

KONTAKT Sekretariat der Klinik für Kardiologie II Rhythmologie und interventionelle Elektrophysiologie am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt Chefarzt Prof. Dr. med. Thomas Deneke Tel. 09771 66 23250 info.kardiologie2@campus-nes.de