DAS WEISSE DING

im Kopf

Diagnose Hirntumor: Dank minimalinvasiver Operation kam Martina Müller schnell wieder auf die Beine. Ein Schock war es trotzdem.

„Erst habe ich das gar nicht geglaubt. Ich dachte, das ist ein Test.“ Dieser Gedanke schießt Martina Müller durch den Kopf, als bei einem Routine-MRT wegen Migräne ein Tumor in ihrem Kopf entdeckt wird. Zwei Monate später sieht man nichts mehr von der Operation, die sie vom Tumor zum Glück vollständig befreit hat. Trotzdem ist das Leben der 41-Jährigen nicht mehr so wie es war: „Ich werde mich jetzt nicht mehr so stressen und mein Leben mehr genießen.“

Auf den Schock beim Radiologen folgt ein Termin in der Neurochirurgischen Klinik am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt, die erst wenige Wochen zuvor neu eröffnet worden war. „Im Nachhinein denke ich, das war wohl Fügung“, so die Bad Neustädterin. Denn der Chef der neuen Klinik, PD Dr. med. Albrecht Waschke, ist ein Spezialist für minimalinvasive Eingriffe an Gehirn, Rückenmark und Nerven.


„Ab dem Moment wusste ich: Das schaffst du.“


Martina Müller

Als sie beim Gespräch mit ihm zum ersten Mal Bilder von dem Tumor sieht, ist das erneut ein Schock. „Ich habe dieses weiße Ding gesehen und wusste: Das muss raus.“ Auch die Operationsmethode, die Dr. Waschke vorschlägt, klingt zunächst irritierend für sie: Durch einen kleinen Schnitt und eine Schädelöffnung über der Augenbraue soll der zwei Zentimeter große Tumor entfernt werden. Das sei zwar nichts für Anfänger, da der Tumor um Augennerv und Hirnschlagader herum gewachsen sei, so der Neurochirurg. Aber insgesamt seien die Heilungschancen sehr gut. „Natürlich hat man vor so einer Operation Ängste und Unsicherheiten“, sagt Martina Müller. Aber bei dem Gespräch habe sie sich gleich gut aufgehoben gefühlt. „Ab dem Moment wusste ich: Das schaffst du.“

Sechs Stunden dauert die Operation, denn um Sehnerv und Schlagader zu schonen und trotzdem das Tumorgewebe vollständig zu entfernen, muss Dr. Waschke sich Zeit nehmen. Gleich nach dem Aufwachen kann er Martina Müller die gute Nachricht überbringen: Alles gut verlaufen. Zwei Wochen später bestätigt der Pathologe die erste Einschätzung, dass es sich um ein langsam wachsendes Meningeom, also einen von der Hirnhaut ausgehenden Tumor handelte, der zwar zurückkommen kann, aber insgesamt eine gute Prognose hat. In der Zwischenzeit erholt sich Martina Müller schnell von dem Eingriff. „Am ersten Tag nach der OP war mein Auge geschwollen und ich hatte Schmerzen. Aber danach war das eigentlich alles erträglich.“ Nach sieben Tagen kann sie entlassen werden. Obwohl sie keine Ausfallserscheinungen hat, entscheidet sie sich für eine dreiwöchige Reha, bevor sie wieder in den Alltag startet: „Man hat mir geraten, mir Zeit zu nehmen, um auf die Beine zu kommen und alles zu verarbeiten. Außerdem war ich auch unsicher, ob ich mich schon wieder komplett belasten darf.“

Medizinisch wie optisch eine gute Methode Seit der OP sind zwei Monate vergangen. Von dem drei Zentimeter langen Hautschnitt und der einen Zentimeter großen Schädelöffnung sieht man bereits nichts mehr. „Das ist durchaus ein typischer Verlauf für so einen minimalinvasiven Eingriff“, sagt Dr. Waschke. Er eignet sich bei vielen Tumor- sowie Gefäßeingriffen im Bereich der vorderen und mittleren Schädelbasis. Für die Patienten hat das große Vorteile: Sie können schneller entlassen werden, haben deutlich weniger Schmerzen und Komplikationen – und auch das kosmetische Ergebnis ist exzellent. Zum Vergleich: Bei der konventionellen Methode muss man den halben Kopf rasieren, einen großen Hautschnitt an der Haargrenze setzen und ein handtellergroßes Stück Knochen herausnehmen. Bei großen Tumoren ist man zwar manchmal noch auf diese Operationsmethode angewiesen. „Aber mit einem modernen MRT sieht man heute zum Glück immer mehr kleine Tumoren, die sich gut für einen minimalinvasiven Eingriff eignen“, erläutert Dr. Waschke.

Wäre der Tumor von Martina Müller unbemerkt weiter gewachsen, hätte er vermutlich den Sehnerv geschädigt. „Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Ich bin ein sehr positiver Mensch und versuche, die Dinge als Chance zu sehen. In Zukunft will ich mehr auf mich selbst achten und vor allem mein Leben genießen.“

Geholfen hat ihr in erster Linie ihre Familie. Aber auch die gute Betreuung in der Klinik und die Reha haben viel dazu beigetragen, dass sie die Zeit so gut überstanden hat. Dass eine positive Einstellung für die Genesung wichtig ist, glaubt auch Dr. Waschke: „Wir operieren schließlich am Gehirn, das kann man nicht lapidar abtun.“ Er nimmt sich deshalb Zeit für Patientengespräche, in denen er auch Zuversicht vermittelt, und legt Wert darauf, dass das an seiner Klinik so gelebt wird. „Ich denke, das ist eigentlich selbstverständlich.“